Auftraggeber: Education-Programm der Berliner Philharmoniker
Teilnehmer*innen: Schüler*innen der Berliner Bildungsmanufaktur des Internationalen Jugendkunst- und Kulturhauses Schlesische 27 und Teilnehmer*innen des Ferienprojekts „Tonsuche“ im Education-Programm der Berliner Philharmoniker
Dauer des Projekts: Mo. – Sa.
Projektzeitraum: 2. – 7. Feb. 2016
Dauer der Präsentation: 30 Min
Präsentation: Sa. 07. Feb. 2015 im Foyer der Berliner Philharmonie
Die besondere Herausforderung des Projekts lag für mich in der Heterogenität der Teilnehmerschaft. Die eine Hälfte waren Jugendliche, die sich für die Teilnahme am Ferienprojekt „Tonsuche“ im Education-Programm der Berliner Philharmoniker entschieden hatten. Die andere Hälfte waren Jugendliche und junge Erwachsene, die ihren Schulabschluss an der Berliner Bildungsmanufaktur machten – größtenteils geflüchtete Menschen aus afrikanischen Ländern, die noch nicht lange in Deutschland waren und entsprechend wenig Deutschkenntnisse besaßen.
Der Grundgedanke des Projekts „Tonsuche“ bestand darin (wie man so sagt) „seinen eigenen Ton zu finden“. Was bedeutet das eigentlich? Wie klingen meine eigenen Ideen, Gedanke, Gefühle überhaupt? Muss das Instrument dafür vielleicht erst noch erfunden werden?
Die letzte Frage beantworteten wir eindeutig mit „ja“: Es sollten neue Instrumente erfunden und gebaut werden, die es bislang noch nicht gab und auf denen die Teilnehmer*innen schließlich ‚ihren eigenen Ton finden’, ihre eigene Musik erfinden konnten. Wir beschränkten uns auf Saiteninstrumente und kamen zu dem Ergebnis, dass wir Klangplastiken bauen wollten, große Instrumente also, die frei im Raum stehen von mehreren Spieler*innen gleichzeitig von verschiedenen Seiten aus gespielt werden können.
Ausgangspunkt und Prototyp dafür war das Monochord – ein einsaitiges Saiteninstrument bestehend aus einer Leiste, zwei Stimmwirbeln, einer als Resonator dienenden Schüssel, einem Steg und der darüber gespannten Saite, die gezupft, geschlagen oder mit einem (ggf. selbst gebauten) Bogen gestrichen werden kann. Dieses einfachste aller Saiteninstrumente – das sich übrigens vom Prinzip her in fast allen Musikkulturen der Welt wiederfindet – wurde nun quasi in die dritte Dimension erweitert, indem viele von diesen Leisten kreuz und quer aneinander geschraubt und mit Saiten bespannt wurden. Auf diese Weise entstanden vier höchst eigenwillige und skurrile Klangplastiken, die von mehreren Spieler*innen kollektiv gespielt werden konnten (siehe Fotos).
Mit diesen selbst gebauten Instrumenten haben die Teilnehmer*innen ihre eigene Musik erfunden, improvisiert und komponiert, und sie im Foyer der Berliner Philharmonie im Rahmen einer Klangperformance präsentiert. Unterstützt wurden sie dabei von den Berliner Philharmonikern Christoph von der Nahmer (Violine), Martin Stegner (Viola) sowie Phoebe Russel (Kontrabass) von der Orchesterakademie der Berliner Philharmoniker.
Audio: DLF Musikjournal 10.02.15 (7:09 min)
Audio: Konzertmitschnitt (12:03 min)
Projektdokumentation: Tonsuche von Annegret Rehse
Fotogalerie: Workshop (Fotograf: Kai Bienert)